Freitag, 4. Januar 2013

Das Auto zum Wochenende, Folge 16: Smart Roadster


Das Jahr ist noch ganz frisch, das erste Auto zum Wochenende 2013 hingegen schon so gut wie vergessen. Längst abgefrühstückt. Schnee von gestern. Passé.

Der Smart Roadster war eine von drei Ideen der großen Konzernmutter Mercedes, ins Kleinwagengeschäft einzusteigen. Die anderen waren der Forfour, letztlich ein überteuerter Mitsubishi Colt, und das anfänglich schwächelnde City Coupé, das mittlerweile als Fortwo eine eigene erfolgreiche Autogattung darstellt.


Der Smart Roadster ist Spaßmacher und
Wertanlage zugleich. (Foto: NS)
Genau wie der Forfour floppte der Smart Roadster beim Publikum. In seiner kurzen Bauzeit von 2003 bis 2005 wurden nur 43.000 Fahrzeuge des Typs verkauft. Nach Ablauf der Produktionszeit gab es noch 11.000 Bestandsfahrzeuge, die nur als besser ausgestattete Sondermodelle unter die Leute gebracht werden konnten. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Wenn ein Auto sowohl zu schwach als auch zu teuer ist, kann es kein Verkaufsschlager werden. Heute aber steht der Roadster als Gebrauchtwagen genauso konkurrenzlos da wie sein Bruder Fortwo. Und der hohe Neupreis steht nun auch niemandem mehr im Wege.

Natürlich, ein 0,7 Liter kleines Dreizylinder-Motörchen mit gerade einmal 61 PS genügt nicht zum Bäume ausreißen. Und wollte man die geschlossene Variante Roadster-Coupé in der stärkeren 82 PS-Motorisierung, musste man 2003 etwa 20.000 Euro hinblättern. Aber: die verhältnismäßig geringe Leistung stand einem Gewicht von gerade einmal 800kg gegenüber. Die Fahrzeughöhe betrug nur 1,20 Meter, der Motor saß im Heck, der Radstand war vergleichsweise lang und das Getriebe ließ sich sogar sequenziell mit Wippen am Lenkrad schalten. Viel Fahrspaß also für's Geld.

Das Topmodell, hier mit fester "Glaskuppel":
Brabus Roadster-Coupé (Foto: NS)

Dass der Smart Roadster von der jungen Zielgruppe nicht angenommen wurde, dürfte vorrangig daran gelegen haben, dass Smart-Händler nur maximal ein Prozent Rabatt auf Neufahrzeuge geben durften, was angesichts der ohnehin mutigen Preisansetzung eine weitere Verbreitung verhinderte. Das Ende des Modells im Jahre 2005 kam wenig überraschend. Der Erfolg blieb aus und man entschloss sich beim damaligen DaimlerChrysler, eine Ein-Modell-Taktik bei Smart zu fahren, um die Marke profitabler aufzustellen. Dass der Roadster trotz der enttäuschenden Verkaufsbilanz ein gutes Auto war, zeigt sich daran, dass andere Hersteller und Designmarken die nötigen Lizenzen erwerben wollten, um Nachfolgeprojekte anzuschieben und das Modell neu auflegen zu können. Leider wurde daraus nichts.

So bleibt der Smart Roadster ein rarer Sportwagen, der mit Go-Kart-artigem Fahrverhalten zu überzeugen weiß und als Gebrauchter in ordentlichem Zustand nicht mehr als 6.000 Euro kostet. Damit bringt er fast alle Zutaten mit, die ein Klassiker der Zukunft braucht: Erfolglosigkeit, unverwechselbaren Charakter, Eigenständigkeit und mittlerweile auch einen Preis, der deutlich unter denen vergleichbarer Klassiker wie dem Mazda MX-5 liegt. Die Talsohle ist bald erreicht, also jetzt zuschlagen und sogar noch vorausschauend anlegen: Eine deutliche Wertsteigerung ist auf Dauer sehr wahrscheinlich...

Nico Siemering, Bielefeld- Korrespondent


Siehe auch:

Das Auto zum Wochenende, Folge 33: Sonderausgabe zur Essen Motor Show 2013 - Teil 1
Das Auto zum Wochenende, Folge 32: Wiesmann
Das Auto zum Wochenende, Folge 31: Mercedes CLS
Das Auto zum Wochenende, Folge 30: Leopard Roadster
Das Auto zum Wochenende, Folge 29: NSU Ro80

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