Freitag, 23. November 2012

Das Auto zum Wochenende, Folge 11: Audi 60

Audi im Jahr 2012 - das steht für Luxus, Qualität und Premiumanspruch. Das Image ist so gut wie bei kaum einem anderen Hersteller weltweit und die Kunden rennen den Händlern die Türen ein. Es gibt ein Rekordergebnis nach dem anderen.Was den heutigen Audi-Fahrern als selbstverständlich erscheinen mag, ist streng genommen eine recht junge Entwicklung.

Meilenstein der Audi-Geschichte: Der F103 (Foto: NS)
Die Erfolgsgeschichte begann, wie so oft im Volkswagen-Konzern, bei und mit Ferdinand Piech. Unter seiner Führung entwickelte Audi in den 1980er Jahren den mittlerweile legendären Quattro-Allradantrieb, der zunächst im Rallyesport durch die Erfolge von Walter Röhrl für Aufsehen sorgte und kurze Zeit später auch in den Straßenfahrzeugen verbaut wurde. Zunächst im Urquattro, später auch in den stärkeren Varianten der Modelle 80 und 100. Auch, wenn es vorher schon wenige Allradautos auf dem Markt gegeben hatte und andere Hersteller heute ähnlich gute Systeme verbauen, war es nun einmal Audi, das den ersten großen Schritt getan hat. Mit enormem Werbeaufwand (Video: die erste große Quattro-Werbung) vermarktete die Ingolstädter Marke diese technische Neuheit und verschaffte sich damit einen Imagegewinn, von dem sie noch heute zehren kann. Mit Piech als Vorstandsvorsitzendem kam darüber hinaus auch recht bald danach der Audi 100 mit dem ersten deutschen Dieseldirekteinspritzmotor TDI heraus, der deutlich zur weiteren Verbreitung von Dieseln in PKW beitrug.

Aber nun zurück in die Zeit, in der es um Audi noch nicht so gut bestellt war. 1910 in Zwickau gegründet, kam es zwischen den Weltkriegen zum Zusammenschluss mit DKW, Wanderer und der Luxusmarke Horch zur Auto Union. Die vier Ringe (stellvertretend für die vier Konzernmarken) im Kühlergrill aller Audi zeugen übrigens noch heute von dieser Zeit. Recht bald danach verschwand der Name Audi von der Autobühne und wurde erst 1968 von Volkswagen reaktiviert. Und zwar vom heutigen Auto der Woche.

Standesgemäß mit Wackeldackel auf der Hutablage (Foto: NS)
Zunächst hieß die intern F103 genannte Baureihe ganz schlicht nur Audi. Als dann aber die Modellvielfalt größer wurde, beschloss man, die Fahrzeuge nach ihrer Motorleistung 60, 72, 75 und Super 90 zu nennen. Beim Fahrzeug auf den Bildern handelt es sich um die mittlere Variante 75L, wobei das L für "Luxus" stand.
Im Gegensatz zum Vorgänger DKW F102 wurden moderne Viertaktmotoren verbaut. Diese stammten ganz nebenbei von Mercedes, da VW die Auto Union vom zwischenzeitlichen Eigner Daimler-Benz übernommen hatte. Bis 1972 wurde das Modell gebaut, dann wurde es vom ersten "echten" Audi 80 abgelöst.

So begann also Audis Siegeszug. Die Entwicklung, die diese Automarke innerhalb weniger Jahrzehnte genommen hat, beeindruckt. Insbesondere wenn man bedenkt, dass sie zwischenzeitlich völlig in der Versenkung verschwunden war. Mit dem Audi 60 als Geburtsstunde ist die Marke ganz oben angekommen: bei BMW und Mercedes-Benz. Jedoch, wenn man mich fragt, macht Audi den kapitalen Fehler, den BMW schon in den 1990er Jahren beging: Die Autos verlieren durch die sich immer mehr ähnelnden Baureihen an Charakter. Zwar erkennt man einen Audi auf den ersten Blick, aber die einzelnen Modelle sind von vielen Menschen schon lange nicht mehr zu unterscheiden. Das ist irgendwie langweilig. Aber Konformität scheint schon lange das zu sein, was Autokäufer anmacht. Oder wann hast du zuletzt einen neuen Audi gesehen, der nicht schwarz, silber oder weiß war?

Nico Siemering, Bielefeld-Korrespondent

Siehe auch:
Das Auto zum Wochenende, Folge 9: Lada Niva
Das Auto zum Wochenende, Folge 8: Mini
Das Auto zum Wochenende, Folge 7: Alfa Romeo Montreal
Das Auto zum Wochenende, Folge 6: VW Phaeton
Das Auto zum Wochenende, Folge 5: Citroen DS
Das Auto zum Wochenende, Folge 4: Mazda MX-5
Das Auto zum Wochenende, Folge 3: BMW X6
Das Auto zum Wochenende, Folge 2: Fiat 500
Das Auto zum Wochenende, Folge 1: Bugatti Veyron EB 16.4

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